WildRats BalkanRun 2018
Das Motto der WildRats: "Nach der Reise" ist "Vor der Reise."
Nach Marokko DesertRun 2017 folgt BalkanRun 2018.
Nach dem Marokko DesertRun 2017 wurde erst recht spät in 2018 der Entschluss gefasst, das wir im Rahmen unseres Langzeitprojektes zur Dehnung der Komfortzone in Richtung STANs und Mongolei in diesem Jahr nach Albanien fahren. Die Tourenplanung fing erst im Juli 2018 mit dem Sammeln von Informationen an. Wir sind zwar noch immer keine Endurofahrer - aber Schotter ist definitiv unser Ziel.
Eine erste Informationsquelle war für mich das Mimoto Reiseforum - dort gab es schon eine Reihe von Reiseberichten über Albanien und die TET (TransEuroTrail). Hier war insbesondere der Reisebericht von Klauston und Wolf sehr lesenswert und informativ.
Eine Anfrage im Forum ergab außerdem eine Reihe von Lokationen die einen Besuch wert sein sollen.
Eine weitere Idee war eine Schottertour in den Norden Griechenlands auf Basis der Touratech ACT Tracks.
Die TET und die ACT Tracks haben wir als Grundlage für unsere Planung genommen.
Nach mehreren Diskussionen über den möglichen Zeitrahmen von 18 Tagen und den Ablauf stand unser Plan:
- Wir fahren zügig in den Norden von Albanien und starten mit der TET Runde.
- Dann geht es auf Grundlage der TET von Süd nach Nord langsam zurück in die Heimat.
- Wenn uns die Zeit ausgeht - oder die Strecke zu schwierig ist - dann wechseln wir auf Asphalt.
Die Tour sollte mit einem Highlight starten: Treffen mit Klauston und Wolf in Wien, um Infos aus erster Hand zu erhalten.
Als Krönung der Perfektion - Klauston direkt nach seiner aktuellen Mongolei/Pamir Tour zu treffen und einen ersten Bericht über die aktuelle Reise zu erhalten.
Aufgrund der späten Planung waren wir diesmal nur zu dritt:
- Klaus mit seiner Thruxton
- Jörg mit seiner Scrambler
- Bernd mit seinem Tiger 800
Aufgrund kurzfristiger Termine in der Familie konnten wir nicht wie geplant am Freitag den 21.9.2018 - sondern erst am Samstagnachmittag losfahren.
Der Plan war am Samstag bis kurz nach Dresden zu kommen - und dann am Sonntagnachmittag in Wien zu sein. Grillen bei Klauston.
Aber hier machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung - den ganzen Sonntag sollte es auf unserer Strecke regnen. So haben wir am Samstag gegen 22:00 Uhr kurz bei Klauston angerufen und vorsichtig gefragt ob wir auch mitten in der Nacht ankommen können.
Antwort von Klaus - kein Problem - Bier steht kalt - Gästebetten sind frei. DAS ist Gastfreundschaft - Hammer.
Komplett trocken sind wir dann gegen 3:30 Uhr in der Früh bei Klauston und Gerelee eingetroffen. Das Bier hat nach der Tour einfach genial geschmeckt. Die Nacht war recht kurz - aber das Frühstück das Gerelee uns am Sonntagmorgen - so gegen 12:00 Uhr zubereitet hat war sehr, sehr lecker.
Der Sonntag hat dann all unsere Erwartungen übertroffen. Klauston hat uns von seiner letzten Reise über Russland in die Mongolei und über die STANs wieder zurück erzählt. Das ganz garniert mit tollen Fotos und seinen Erzählungen - unbezahlbar.
Am Abend ist auch noch ein Kollege von Klaus und Wolf zum Grillen vorbeigekommen - ein toller Abend.
Am Montag wurden unsere Motorräder von Gerelee noch für die Reise gesegnet - dann ging es los in Richtung Albanien. Unser Tagesziel: Soweit wie möglich durch Serbien kommen, damit wir mit einer Übernachtung in Albanien ankommen.
Die Fahrt war jetzt nicht so richtig spannend, aber die Kilometer müssen gefahren werden - sonst kommen wir nicht an. Am Abend haben wir über booking.com ein B&B gebucht. Dort haben wir eine Empfehlung für ein Restaurant zum Abendessen bekommen und dort lecker gegessen.
Hier hatten wir unsere erste positive Erfahrung mit Fremden auf unserer Reise. Das Restaurant hatte kein WLAN - und am Nachbartisch hat sofort einer der Gäste den Hotspot in seinem Handy für uns aktiviert - so dass wir unseren medialen Verpflichtungen als moderne Motorradnomaden nachkommen konnten.
Am nächsten Morgen ging es gegen 9:00 Uhr los in Richtung Albanien. Auch heute standen durch Serbien erst Autobahn - und dann Landstraße in Richtung Kosovo auf dem Plan. Hier erlebten wir dann die erste Überraschung unserer Reise - unsere Grüne Versicherungskarte gilt im Kosovo nicht - wir müssen für 15€ eine extra Versicherung für 10 Tage kaufen. Sonst dürfen wir nicht rein.
Nach der Grenze gab es dann eine weitere Überraschung. Nach den mittelmäßigen Landstraßen in Serbien in Richtung Kosovo, sind die Straßen nach der Grenze sehr viel besser. Die Autobahnen fast perfekt. Und als Währung gilt wieder der Euro.
Das Panorama bei der Fahrt durch die Berge war einfach unglaublich.
Durch die Berge ging es dann in Richtung Küste. Hier sind wir recht zügig unterwegs gewesen - und wurden auch prompt von der Polizei angehalten. Wir haben zwar nicht genau verstanden was wir falsch gemacht haben sollen - sind aber ohne Bussgeld davongekommen. Danach sind wir dann ein wenig vorsichtiger weitergefahren.
An der Küste entlang in Richtung Shkoder ist es recht windig und dunkel geworden. Gegen 20:00 Uhr sind wir dann, in dem von Klauston empfohlenen Hotel, angekommen und haben unser Killschalterpils genossen.
Was für ein toller Beginn der Reise in Albanien. Teth - kann losgehen - wir sind da.
Und wie immer der Film zum Buch - Anreise BalkanRun:
Theth-Runde:
Nach all den Videos und Berichten, die wir über die Theth-Runde gelesen hatten, stand diese ganz oben auf unserer Löffelliste bei dieser Tour. Der Morgen startete mit einem Frühstück im Hotel Tradita, von dem Klauston geschwärmt hatte, die Erwartungshaltung war also hoch.
Allerdings ist das Frühstück den Erwartungen nicht ganz gerecht geworden. Es waren viele Gäste da - und viele Speisen waren - na sagen wir mal - nicht mehr ganz warm. Zudem hat es meinen Geschmack nicht getroffen.
Allerdings war das Ambiente einfach traumhaft - und das Bier am Abend unglaublich lecker. Mann kann halt nicht immer alles haben ...
Pünktlich gegen 9:00 Uhr sind wir im Hotel losgekommen. Erster Punkt auf unserer Liste war das Tanken - das sollte in einer Stadt wie Shkoder ja kein Problem sein - Tankstellen entlang der Route gibt es ja reichlich. Als wir an der ersten Tankstelle hielten, sagte uns der Tankwart gleich - das er Ärger mit dem Kartenleser hat und wir den Sprit besser bar zahlen sollen. Wir haben aber auf unseren Reisen immer wenig Bargeld dabei - das sparen wir also für die Fälle auf, in denen sonst nichts geht. Tanken zählt definitiv nicht dazu.
Also haben wir uns auf den Weg zur nächsten Tankstelle gemacht - kann ja nicht so schwer sein zu tanken - haben wir ja schon ein paarmal erfolgreich gemacht ...
Die nächste Tankstelle hatte keinen Sprit. Das kannten wir bislang nur aus Berichten - aber noch nicht im echten Leben. Wieder was Neues gelernt ...
Also auf zur nächsten Tankstelle. Die hatte Sprit - aber keine Kartenzahlung. Und machte auch keinen so richtig einladenden Eindruck. Wir haben dann mit den Füßen - oder besser gesagt mit den Reifen - abgestimmt und sind wieder zurück zur ersten Tankstelle gefahren. Dort haben wir dann getankt - und das Kartengerät hat unsere Karten akzeptiert. Klasse - hat nur eine Weile gedauert - jetzt war es schon 10:00 Uhr.
Aus Shkoder raus ging es in Richtung Südeingang der Theth-Runde. Unser Plan war die Fahrt von Süd nach Nord. Dort sollten die schwierigeren Passagen am Anfang kommen. Die ersten Kilometer waren erst einmal eine perfekte Asphaltstraße - bis zum plötzlichen Übergang auf Schotter. Um 11:00 Uhr ging also der "erste" Teil der Reise los.
Dort haben wir dann ein Pärchen mit einem einfachen VW Camper getroffen - die waren vor 5h aus Thethi losgefahren. Das hat uns ein wenig zum Nachdenken gebracht - wir hatten schon 12:00 Uhr - und wir würden also vielleicht erst gegen 17:00 Uhr in Thethi sein. Mal sehen ...
Der erste Teil hatte schon sehr groben, steinigen Untergrund. Dann ging es bergauf zum ersten Pass. Klaus mit seiner Thruxton voran - Jörg in der Mitte und ich mit dem Tiger hinterher. Die Auffahrt bis zum ersten Pass hat bis etwa 13:30 Uhr gedauert. Für Jörg auf seinem Scrambler war das extrem anstrengend. Die Federung ist recht hart - und er muss die ganze Zeit im Stehen fahren. Das geht aber auf dem Scrambler nicht richtig gut. Er musste mit angewinkelten Knien fahren und konnte nicht ganz aufrecht stehen. So eine Art Sit-Ups auf dem Motorrad.
Wir drei hatten uns extra für die Tour das neue Sena K30 mit Mesh Intercom angeschafft. Schon auf der Anfahrt hatte sich gezeigt, das ab Tempo 100 km/h das Rauschen aus meinem Helm so laut wird, dass es ständig sendet. Zum Glück kann man das Micro sehr einfach abschalten und dann ist Ruhe für die anderen. Hier in den Bergen hatten wir Reichweiten von 100 - 300 m, bei freier Sicht. Durch das Bergmassiv reichte es nicht um die Kurven. Trotzdem war es genial und wir möchten diesen Komfort in Zukunft nicht mehr missen. Klaus konnte uns Tipps zur Wahl der richten Spur geben - und ich konnte jederzeit Bescheid sagen, wenn ein Akku getauscht werden musste.
Zusätzlich war es in den späteren Tagen einfach genial, wenn der Erste nach dem Überholen den anderen den Status des Gegenverkehrs einfach mitteilen konnte. Ein FREI-FREI-FREI-FREI war dann immer das Signal zum Überholen.
Auf diesen ersten Metern war es jedoch sehr faszinierend und erinnerte uns an Star Wars. Wenn Jörg eine längere Passage im Stehen gefahren ist, dann klang so wie Darth Vader in seinen besten Tagen ... Man muss schon Mann sein, um einen Scrambler zu fahren ...
Kurz vor dem ersten Pass kamen uns zwei Lkw mit Holz entgegen. Wir sind immer fasziniert was ein Lkw in kundiger Hand leisten kann.
Nach dem Gipfel kommt man an eine Stelle mit einem Campingplatz und zwei Cafe/Restaurants. Dort haben wir eine kleine Kaffeepause gemacht. Anschließend es ging bergab - auf deutlich gröberen Schotter als auf dem ersten Teil der Strecke.
Dort sind wir auf die wahren Helden auf Reisen getroffen - zwei Radfahrer. Es erfüllt mich immer mit Respekt, zu sehen das es Menschen gibt, die diese Art des Reisen vollbringen. So wenig Gepäck - so wenig Motor und so viel Ausdauer.
In Dukagjin haben wir dann um 15:45 Uhr Mittag gemacht. Einfach aber gut. Unterwegs auf Tour schmecken einfache Dinge köstlich. Klaus und Jörg haben die Pause genutzt, um noch ein paar tolle Fotos vom Scrambler und der Thruxton auf einer Brücke zu machen. Gegen 16:00 Uhr ging es weiter - wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns. Ab Thethi soll es dann wieder Asphalt geben - aber nur noch 20 km. Ein Klacks ...
Die Strecke bis Thethi war auch nicht einfach. Im Vergleich mit den steilen bergauf und bergab Passagen war es dann eher tiefer Schotter, auf den man aufpassen musste. Allerdings hat uns das Panorama dann einfach immer wieder für alle Mühen entschädigt.
Um 17:00 Uhr sind wir dann endlich in Thethi angekommen. Dort sollte ja der Asphalt beginnen - damit wir noch vor der Dunkelheit wieder aus den Bergen raus sind. Die Sonne stand schon recht tief. Allerdings zog sich die Fahrt aus dem Tal bis auf den nächsten Pass - und da war noch nichts mit Asphalt. Auf jeden Fall gab es ab dort viel mehr Verkehr.
Viele Touristen kommen mit Geländewagen in das Dorf, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Das Panorama auf dem Pass mit dem Sonnenuntergang war aber einfach GENIAL.
Aller Schönheit zum Trotz - wir mussten weiter. Es war jetzt 18:00 Uhr und die Sonne stand schon recht tief. Um 18:30 Uhr hatten wir dann wieder Asphalt unter den Reifen und konnten Luky Luke mäßig auf unseren Pferden in den Sonnenuntergang reiten. Ein perfekter Tag ...
Als Ausklang gab es wieder ein leckeres Abendessen im Hotel Tradita in Shkoder. Auch an diesem Abend waren das dunkle, lokale Bier und das Essen ein wahrer Genuss.
Bei der Nachbesprechung des Tages sind wir übereingekommen, dass wir in den nächsten Tagen erst einmal keine Schotter fahren und uns stattdessen kleine, kurvige Asphaltwege suchen. Der Zielpunkt der nächsten Etappe soll der Tara Nationalpark sein - den hatten wir im Vorfeld auf die Liste unserer Ziele gesetzt. Da wir nun nicht die TET fahren, mussten wir für jeden Tag eine neue Route erarbeiten. Hier ist jetzt Klaus Einsatz als Garmin Magier gekommen. Er hat uns an den folgenden Tage aus den Karten immer wieder geniale Kurvenstrecken herausgearbeitet.
Und auch hier wieder der Film zum Buch:
Montenegro
Der heutige Tag hat als Ziel eine Zwischenetappe zum Tara Nationalpark. Nach der Route von Klaus soll der Tag in Berane - im Westen von Montenegro - enden. Wir wollen erst den See im Westen von Shkoder hinter der montenegrinischen Grenze umrunden - um dann parallel entlang der gerade neu gebauten Autobahn in Richtung Nordost zu fahren.
Auch heute hatten wir wieder Glück mit dem Wetter - die Sonne hat uns den ganzen Tag begleitet.
Start im Hotel - die Motorräder haben wieder im Innenhof an der Bar geparkt.
Nach dem Grenzübergang nach Montenegro haben wir die Küste verlassen und den ersten kleinen Pass des Tages genommen.
Zum Mittag haben wir als maritime Küstenbewohner dann eine artgerechte Lokalität gesucht und gefunden.
Unsere Route hat uns auch durch Podgorica geführt - viel zu viel Stadt mit viel zu vielen Menschen. Dahinter gab es dann aber den Einstieg auf eine kleine Bergnebenstraße - die R19. Für solche Straßen und solche Panoramen sind wir aufgebrochen.
Unsere Überraschung war aber groß, als wir auf immer mehr Baufahrzeuge und Baustellen einer Autobahn gestoßen sind. Hier wird gerade von einem chinesischen Unternehmen, mit chinesischen Arbeitern in mehreren parallelen Abschnitten, an einer neuen Autobahn für Montenegro gearbeitet.
Dies hat uns sehr gut ausgebaute Straßen mit überraschenden Begegnungen und interessanten Einsichten beschert.
Und immer wieder gab es Einblicke in den Straßenbau.
Die Strecke der R19 war an einigen Stellen unglaublich - wir haben eine 5-Minuten Passage erlebt, die die Kontour einer Briefmarke hatte - unglaublich viele, kleine, kurze, 180 Grad Kurven - ein wahrer Kurvenorgasmus ...
Gegen 15:00 Uhr haben wir einen perfekten Platz für eine Kaffeepause gefunden.
Auch am heutigen Abend haben wir am Zielpunkt dann per booking.com ein Hotel für die Übernachtung ausgewählt. Es war an diesem Abend etwas schwieriger - wir hatten erst in Berane in einem Kaffee wieder Internet - aber auch heute Abend war uns das Glück hold.
Dieser Abend endet wieder mit unserem zeremoniellen "Killschalterpils".
Und wir gewohnt - auch hier wieder der Film zum Buch:
Montenegro/Serbien - Grenzballett
Am heutigen Tage werden wir auf der Route, die Klaus ausgearbeitet hat, 4x über die Grenze zwischen Montenegro und Serbien fahren. Nicht dass wir das unbedingt so geplant hatten - wir haben einfach beim Erstellen der Route nicht darauf geachtet.
Für uns Schengen-Menschen existieren Grenzen nicht so wie für Menschen aus anderen Ländern. Auch eine Art wie man die Vorteile des Euro im wahrsten Sinne des Wortes erfahren kann.
Unser Hotel in Berane war modern und ruhig. Kein Highlight der Tour - aber gut. Das Frühstück entsprach den Erwartungen - und als wir zum Packen zu den Motorräder gingen, waren wir erstaunt - Frost auf den Maschinen. OK - Winter is coming ...
Auf kleinen Straßen ging es los und wir mussten schon nach wenigen Kilometern improvisieren - die Straße wird gerade neu gebaut.
Das ging auch später so weiter. Wir wollten auf Nebenstrecken zur nächsten kurvigen Landstraße, aber da war ein geschlossenes Metalltor im Weg.
Das Umfahren hat uns auf sehr kleine Forstweg geführt und wir haben einen Augenblick benötigt, bis wir wieder auf der Hauptstraße waren.
An diesem Tag haben wir ganz deutlich die Grenzen unserer Heidenau K60 Scout Reifen erfahren müssen. Der Reifen ist ein genialer Allrounder mit toller Reichweite und viel Vertrauen in Schräglage und bei Regen. Aber seine Achillesferse ist der durchgehende Mittelsteg. Auf Gras, Matsch und Wiese kommt er an seine Grenze.
Eine weitere wichtige Lektion war es, nicht IMMER der Route des Navis zu folgen, sondern schauen wo die Einheimischen längsfahren.
Gemeinsam sind wir aber wieder aus den Forstwegen herausgekommen und sind, nach einer Pause am Ende des Weges, auch wieder auf Asphalt zurückgekommen.
Wir sind dann auf wunderschönen, kurvigen Straßen weitergefahren - ein Genuss. Das Mittagessen haben wir an einem schönen Restaurant kurz vor der serbischen Grenze eingenommen.
Hinter der Grenze hatten wir in der nächsten Stadt mit einer gesperrten Unterführung zu kämpfen und es hat einen Augenblick gedauert, bis wir wieder auf Kurs waren.
Bis wir am Abend am Rand des Tara Nationalparks angekommen sind, hatten wir noch zwei weitere Grenzpassagen.
Hier haben wir dann unsere Hotel Buchungsroutine verwenden wollen - WLAN an der Tankstelle und Booking.com fragen. Es waren aber keine sinnvollen Unterkünfte "in Sicht".
Die Hotelsuche wurde ein wenig aufwendig. Das erste Hotel war aufgegeben. Das nächste Hotel hatte den Hotelbetrieb eingestellt und war nur noch Restaurant, dort hat man uns aber eine Tipp für ein anderes Hotel in 20 km Entfernung gegeben.
Dort sind wir dann hingefahren - aber das sah nicht sehr nett aus und war genau an der Hauptstraße. So verzweifelt waren wir noch nicht. Also wieder ein Stück die Straße zurück. Wir hatten auf dem Weg hierher ein mögliches Hotel gesehen. Die Abstimmung war leider während der Fahrt nicht mehr möglich - nach 10 h Fahrt hatten sich unsere Senas verabschiedet.
Dies ist ein weiterer Punkt, den wir auf einer nächsten Tour verbessern müssen - die Laufzeit der Senas. Deren Funktion war doch schon recht wichtig für uns während der Fahrt geworden.
Auch dieses Gebäude war kein Hotel - sondern "nur" ein Restaurant - aber die Bedienung gab uns die Empfehlung doch 1 km die Straße hochzufahren - dort soll ein Hotel sein.
Jörg ist zum Scouting losgefahren und mit froher Kunde zurückgekommen - ja - wir können dort eine Hütte mieten und auch im Restaurant essen - Klasse.
Es hat sich dann herausgestellt, das dieses eine der absoluten Top Unterkünfte auf unserem BalkanRun war. Die Bilder sprechen für sich.
Das Restaurant heißt:
Nacional House Stari Bajo
in Mackat, Serbien
Und wie immer der Film zum Buch:
Tara Nationalpark
Für heute war nur eine kurze Runde durch den Tara Nationalpark im Westen Serbiens an der Grenze Bosnien und Herzegowina geplant. Wir wollten noch einmal ein bisschen Schotter im Nationalpark unter die Räder nehmen.
Nach den tollen Sonnenuntergangsbildern von gestern und aufgrund der kurzen geplanten Route wollten wir heute ein wenig mehr Zeit für Fotos investieren. Als Erstes begann der Tag aber im Restaurant der Hütte mit einem
angemessenem WildRats Frühstück. Eier, Speck, Würstchen - lecker.
Klaus hatte für heute wieder einen kleinen Schotteranteil in die Route eingeplant - wir wollen es noch einmal mit dem Scrambler abseits des Asphalts probieren. Zum Einstieg in den Tara Nationalpark mussten wir zuerst wieder zu dem Punkt zurückfahren, an dem wir gestern mit unserer Hotelsuche angefangen hatten.
Dort gab es einen Einstiegspunkt zu einer Ringstraße, die nach Schotter aussah und im Park dann wieder auf Asphalt zurückführte.
Das ging am Anfang auch sehr gut, allerdings waren die letzten 5 km sehr anstrengend für Jörg auf dem Scrambler. In einem Neubaugebiet waren die Straßen auch noch im Rohbauzustand und damit sehr grob und weich. Kein Spaß für Jörg auf dem Scrambler.
Mittagessen wollten wir am Fuß des Stausees, am Rand des Parks. Das Panorama haben wir für eine erste Fotosession verwendet.
Und los geht es: Man at work ...
Das Resultat kann sich sehen lassen.
Nun sollte es in den Park zur Rundfahrt und zum Mittag gehen - aber - der Rundweg am Fluss war werden Bauarbeiten geschlossen - Mist.
Also nur ein Teamfoto vom Eingangstor.
Also wieder zurück. Passaufwärts und über die Höhenstraße in den Park. Dort haben wir einen Weg im den inneren See gefunden - und dort zu Mittag gegessen.
Der Weg um den See war kurven- und abwechslungsreich - aber keine Strecke, die wir als Top-Strecke empfehlen würden. Wir machten uns dann wieder auf den Heimweg zu unserer Unterkunft.
Diese Rückfahrt wird uns noch eine Weile im Gedächtnis bleiben - und hat uns noch einmal eindrucksvoll die Funktion eines ABS auf Schotter bergab vorgeführt - ich sage nur Hei-jei-jei-jei... vielleicht entdeckt Ihr es ja im Tagesfilm ...
Ansonsten - wenn Ihr einen von uns mit dem Stichwort Hei-jei-jei-jei ansprecht, dann müssen wir sofort grinsen, wenn wir uns daran erinnern.
Schon gegen 15:30 Uhr sind wir wieder in unsere Hütte am Restaurant Stari Bajo zurückgekehrt und haben uns, nach unserem obligatorischen Killschalterpils - hier gab es ein sehr leckeres Schwarzbier - den Motorrädern zugewendet.
Klaus wollte die Fahrtaufnahmen seiner Actioncam ein wenig dynamischer aussehen lassen und hat seine Kamera deshalb an das rechte Lenkerende verlegt. Nachdem Jörgs Federbei dazu einen notwendigen Bolzen gespendet hat, wurde dieser Umbau von Klaus in gewohnter Qualität und Geschwindkeit umgesetzt.
Ich bin immer wieder erstaunt, was man auf Tour so alles anpassen kann, wenn man sich mit dem Thema auskennt.
Nach der Umbauaktion war noch ein wenig Zeit bis zum Abendessen und so haben wir uns mit den Kameras, unserem Equipment und ein wenig Experimentierfreude an die Arbeit gemacht und die Speicher unserer Fotoapparate mit sinnlosem Material gefüllt.
Aus meiner Sicht sind dabei einige der tollsten Stillleben der Tour herausgekommen.
Am Abend haben wir uns dann an die Planung des nächsten Tages gemacht. Uns war klar, dass dies heute nicht DER Tara Nationalpark mit dem tollen Panorama sein kann, von dem wir gelesen hatten und durch den z.B. der Wolf gefahren war. Die doch geringe Zeit für die Vorbereitung hat hier zu einer Fehlnavigation mit schönem Hotel geführt.
Aber auch der heutige Tag hat uns wieder schöne Highlights geliefert:
- Tolle Fotos aufgrund des lockeren Zeitrahmens.
- Die feste Erkenntnis, das der Scrambler zwar Schotter- aber nicht Offroadtauglich ist.
- Das man überall Menschen treffen kann, die man zwar verbal nicht versteht - sich aber trotzdem verstehen kann.
Für die Tour des nächsten Tages passte das alles wieder. Auf der Liste sind:
- Die Tara-Brücke in Montenegro
- Der Durmitor Nationalpark in Montenegro
Morgen geht es also wieder rüber nach Montenegro.
Und wie immer der Film zum Buch:
Durmitor Nationalpark
Heute geht es erst einmal wieder ein ganzes Stück zurück in Richtung Montenegro. Der Tag startet mit einer Titelnominierung für den Tagessieger in: "Wie dumm bin ich wirklich". Ich habe meinen Tiger vor unserer Hütte reisefertig gemacht - und dann festgestellt, dass er so, mit seinem breiten Hintern mit den Koffern, nicht durch die Tür passt. Das ist bei Klaus und Jörg mit den Koffern wesentlich eleganter gelöst.
Ich durfte dann noch mal die Koffer abnehmen - das Motorrad durch das Tor fahren - und die Koffer wieder anbauen. Guten Morgen Bernd - jetzt wach?
Der Weg heute hat als nächsten Wegpunkt die bekannte Tara-Brücke. Diese war uns schon durch Berichte von anderen Reisenden aus unserem RAT-Pack Syke bekannt - und wir wollen diese einmal selber besuchen.
Auf dem Weg dort hin hielt Jörg ca. 20 Minuten vor der Brücke überraschend an einer Stelle mit Panorama an - und machte Fotos. Aber nicht von der Aussicht - sondern von seinem bravem Scrambler. Der hatte dort nämlich exakt die 40.000 km erreicht - Glückwunsch!
Gegen Mittag haben wir dann die Tara-Brücke erreicht, dort eine ausgiebige Mittagspause gemacht und unser Quartiert für die Übernachtung gebucht. Über booking.com haben wir eine Übernachtung in einem der Rafting Camps gleich hinter der Grenze von Montenegro am Rand des Dumitor Nationalparks gebucht. Wir waren uns sicher, dass wir es bis dort hin schaffen werden.
Die Tara-Brücke ist touristisch voll erschlossen - und eine der Attraktionen waren die Zip-Lines, Stahlseile, an denen man auf Rollen über die Schlucht fahren kann. Eine weitere Attraktion war Klaus - mehrere Chinesen wollten unbedingt ein Foto mit ihm machen.
Nach der Brücke ging es über eine schöne Serpentinenstrecke auf eine Hochebene, in der wir bei schönem Panorama zügig cruisen konnten - ein bisschen zu zügig ... Aber auch diesmal hatten wir wieder mehr Glück als Verstand. Die örtliche Polizei hatte auf der Hochebene in der dortigen Tempo 70 Zone auf weite Entfernung gelasert - in die andere Richtung ...
Nach ca. 15 km sind wir von der R-5 auf die R-14 in den Durmitor Nationalpark abgebogen. Und ich kann nur sagen - das Panorama war der Hammer. Von dem Touristenort der Tara-Brücke zur "Einsamkeit" in den Bergen war ein wunderschöner Kontrast.
Nicht das wir dort wirklich allein waren - es waren schon einige Reisende unterwegs. Allerdings kein einziger Bus - und damit eben auch keine "Horden" von Touristen, sondern eher Einzelreisende. Die Fahrt durch den Park auf schönstem Asphalt, mit perfektem Sonnenschein und tollen Kurven hat etwa 2 h gedauert. Jede einzelne Minute davon war eindrucksvoll.
Am Ausgang des Parks, an der Grenze von Montenegro nach Bosnien & Herzegowina führt die Straße dann vom Hochplateau wieder runter auf die normalen Straßen. Am Rande des Parks hatte Klaus durch vollen Einsatz auch wieder Empfang auf seinem Handy.
Aus Richtung Bosnien kommend muss man sehr drauf achten auf die kleine Zufahrt direkt hinter der Grenze abzubiegen. Direkt am Eingang des Parks haben wir dann Gruppen von polnischen Endurofahrern getroffen, die jetzt gegen 17:00 Uhr in den Park reinfahren, um dann dort auf ihrer TET-Route im Park zu übernachten.
Für uns ging es weiter über die Grenze nach Bosnien & Herzegowina. Nach ca. 3 km sind wir bei unserer Übernachtung im Rafting Camp DMD, das wir über booking.com für eine Übernachtung gebucht hatten, angekommen.
Direkt nach der Grenze waren die Straßen in Bosnien viel schlechter als in Montenegro. Da auch die Autos immer versucht haben möglichst die tiefen Schlaglöcher zu vermeiden mussten wir sehr auf Gegenverkehr und Schlaglöcher aufpassen. Konzentration war angesagt.
Wir sind dann aber problemlos im Camp angekommen - um dann dort eine kleine Überraschung zu erleben. Für das Camp war die Saison schon vorbei - sie haben heute den letzten Tag geöffnet. Morgen verlassen alle Mitarbeiter bis auf den "Hausmeister", der dort überwintert, das Camp. Nur durch einen kleinen Fehler beim Einstellen des Camps auf booking.com konnten wir es an diesem Tag noch buchen.
Wegen der Kälte - wir hatte 8 Grad über Nacht - haben wir dann auch keine der unbeheizten Hütten bekommen sondern konnten im ebenfalls unbeheizten Haupthaus übernachten.
Als Erstes aber wieder die wichtigen Dinge - das Killschalterpils.
Für das Abendessen und das Frühstück haben sich die Mitarbeiter noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Wir habe ein leckeres Abendessen mit Fleisch, noch ein bisschen Fleisch, Wurst und als Beilage Pommes bekommen - Lecker.
Wir haben im vollen Lederornat beim Abendessen gesessen - aber es war immer noch recht kalt. Das Thermometer hatte die 10 Grad unterschritten und es war auch nicht ganz windstill. Die anschließende Büroarbeit war dadurch auch ein wenig anstrengend.
Klaus hat noch die Route für Morgen in Richtung Mostar erstellt - und wir sind dann doch recht früh in den Betten verschwunden.
Es hat dann noch eine ganze Weile gedauert, bis wir unter den Bettdecken nicht mehr so gefroren haben. In der Nacht ging die Temperatur auf 6 Grad runter. Aber mit den vier Decken ging es dann nach einiger Zeit und wir sind zufrieden eingeschlafen.
Morgen geht es nach Mostar - darüber haben wir schon viel gehört - und wir wollen uns einen eigenen Eindruck verschaffen.
Und wie immer der Film zum Buch:
Mostar
Heute geht es zu einem weiteren Fixpunkt auf unserer Reise - nach Mostar.
Wie schon im Vorfeld erwähnt hatten wir dieses Jahr nicht so viel Zeit in die Vorbereitung der Tour gesteckt - was wir auch einige Male bemerken mussten. Aber neben der Teth-Runde, dem Durmitor (nicht Tara) Nationalpark war noch Mostar fest auf der Liste.
Wir wollten uns die berühmte Brücke einmal selber anschauen und auch selber die Stimmung vor Ort erfahren.
Zuerst kam im Rafting Camp aber der kalte Start in den Morgen mit Frühstück im Freien. Danach folgte die Fahrt über bergige Strecken in Richtung Mostar.
Gegen Mittag sind wir dann am Talkessel von Mostar angekommen. Hier hat sich auch erklärt, warum die Stadt so lange und blutig belagert wurde. Von den Anhöhen um die Stadt herum kann sehr leicht mit Artillerie in die Stadt geschossen werden.
Bei der Einfahrt in die Stadt sind wir an den größten Friedhöfen auf unserer Tour vorbeigekommen. Der Gedanke daran wie viele Menschen hier ihre Träume, ihre Liebsten und ihre Zukunft begraben haben macht mich auch jedes Mal beim Ansehen der Bilder betroffen und traurig.
Wir fahren direkt in die Innenstadt und parken unsere Motorräder am Anfang der Fußgängerzone. Dann suchen wir uns ein Restaurant und gehen einzeln zur berühmten wiederaufgebauten Brücke in Mostar, um Bilder zu machen und einen eigenen Eindruck zu bekommen. Das Pflaster hier ist von den vielen Besuchern blitzeblank geputzt.
Danach habe ich mich erst einmal hingesetzt und mit dem Wirt geredet. Klaus hat recht lang mit einem Ladenmitarbeiter an der Fußgängerzone geredet. Es war doch ein recht nüchternes Bild, das wir daraus gewonnen haben. Auch wenn die Gebäude und die Brücke wieder repariert sind - in den Seelen der Menschen sind die Risse noch lange nicht repariert. Kroaten, Serben und Moslems haben sich gegenseitig großes Leid angetan - das kann nicht so einfach wie ein Gebäude repariert werden.
Das braucht Zeit - viel Zeit. In der aktuellen Umgebung im Balkan die mehr Nationalismus und Separation fördert als Integration und Nachbarschaft bin ich skeptisch, ob dies gelingen kann.
Ich mag die Botschaft in dem Spruch: "In schwierigen Zeiten bauen weise Menschen Brücken und Narren Mauer."
Aber die Nachrichten der letzten 3 Monate nach unserer Reise durch den Balken zeigen eher einen verschärfenden nationalistischen Tonfall als einen entspannenden ... Wir werden sehen. Zurück zur Tour.
Beim Mittag/Kaffee in Mostar haben wir das Hotel für den Abend gesucht und gebucht - heute geht es bis Livno.
Über die Tour am Nachmittag lässt sich jetzt nicht viel sagen - gute Hausmannskost auf nicht zu großen Straßen. Gegen 18:00 Uhr sind wir am Hotel B&M in Livno angekommen.
Ein perfektes Hotel für Motorradfahrer. Die Motorräder können in der Tiefgarage parken. Die Zimmer sind modern und schön und es gibt ein Restaurant im Haus - das Essen ist lecker.
Da sind die täglichen Hausaufgaben der Datensicherung und Tourplanung zügig erledigt.
Das Hotel hat wird häufiger für Hochzeiten genutzt - Jörg und Klaus nutzen das gleich für ein perfektes Teamfoto.
Morgen soll es auf kleinen Straßen in Richtung Kroatien gehen - kein besonderes Ziel - einfach so weit es Wetter und Straße zulassen.
Und wie immer der Film zum Buch:
Bosnien - Kroatien - Transit
Am Morgen sieht das Wetter nicht so richtig gut aus. Wir verschieben die Abfahrt ein wenig bis eine Regenfront durchgezogen ist. Es lebe das weltweite Regenradar. Nicht dass wir nicht bei Regen fahren - aber wenn es einfach ist, den Regen zu vermeiden - warum sollten wir uns das antun?
Klaus hat die Route noch ein wenig umgebaut - nach Plan fahren wir heute größtenteils durch Bosnien - und dann am Abend rüber nach Kroatien. Gegen Mittag wollen wir uns dann wieder ein Hotel suchen - so der Plan. Als Optionen sehen wir Bihac in Bosnien, falls wir nicht so zügig vorankommen und Rakovica in Kroatien falls wir gut vorankommen.
Für den heutigen Tag sind keine touristischen Einlagen geplant - einfach ein Tag im Transfer in Richtung Heimat. Die Landstraßen entlang gleiten und die Stimmung aufnehmen. Wir rechnen mit Regen - wollen das aber wenn möglich vermeiden.
Die Fahrt führt uns heute durch eine stürmische und bewölkte Hochebene in Bosnien. Viele verlassene Gebäude mit Einschusslöchern, tief hängende Wolken, Wind und keine Sonne. Die karge Landschaft hat mich sehr an Schottland erinnert - die Häuser allerdings nicht. Hier kann man sehen, dass eine Menge Menschen ihre Wohnungen verlassen haben, um sich eine neue, vermutlich sichere Umgebung für sich und ihre Familie zu suchen. Es sind ja nicht nur einzelne Häuser, die leer stehen, sondern immer kleine Siedlungen, die nicht mehr funktioniert haben - und komplett verlassen sind.
Wir diskutieren das während der Fahrt über unsere Senas - es ist eine echte Bereicherung sich darüber in Echtzeit austauschen zu können und nicht alle gesammelten Eindrücke erst in einer Pause explosionsartig miteinander zu teilen.
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir die Abzweigung, an der wir uns zwischen Kroatien und Bosnien entscheiden müssen - zwischen beiden Ländern liegt auf den nächsten 50 km ein Gebirgszug, der keinen weiteren Grenzübergang anzeigt. Die Wolken direkt voraus sehen nach Regen aus - das haben wir aber jetzt den ganzen Vormittag so gehabt.
Wir entscheiden uns weiter in Bosnien zu bleiben und biegen an der Tankstelle in Bosanko Grahove rechts ab, um in Bosnien zu bleiben. Die Temperaturen und der Wind waren aber gegen uns. Auf der Ebene wurde es sehr kalt und die Wolken voraus sahen tiefschwarz aus. Da wir uns immer noch in Bosnien befanden, konnten wir nicht "mal eben" das Regenradar befragen.
Also haben wir uns entschieden umzudrehen und nach Kroatien rüber zu fahren. Unsere Hoffnung war, dass wir auf der anderen Gebirgsseite wärmere Temperaturen vorfinden.
Auf der Tankstelle in Bosanko Gravo haben wir dann am WLAN der Tankstelle nach unserem Hotel für die Nacht geschaut und eine Unterkunft im Hotel Mirjana in Slunj gebucht. Ich stelle mir dann immer wieder vor, dass wir in Deutschland an einer Tankstelle zur Kasse gehen und das WLAN Kennwort haben wollen, damit wir während der Rastpause im Internet surfen können.
Andererseits bemerkt man auch, wie abhängig wir modernen Reisenden von einer permanenten Verfügbarkeit des Internets geworden sind. Aber was soll ich mich beklagen, als networker ist das schließlich meine Berufung.
Der Plan mit dem Wechsel der Gebirgsseite hat funktioniert, in Kroatien hatten wir dann schnell wieder über 10 Grad und MOBILES INTERNET auf den Handys. Man merkt erst, was man an einer Sache hat, wenn sie plötzlich nicht mehr da ist. Eine mobile Internet Flatrate auf den Handys - das ist sehr, sehr nützlich auf Tour.
Auf der kroatischen Seite haben wir die A1 im Inland genutzt. Nicht so schön wie vorher auf der bosnischen Seite des Gebirges, aber viel wärmer. Was noch fehlt, war ein Mittagessen und das wurde ein First World - Das Problem des Tages :-))
Auf der Tankstelle hatten wir nur eine Pause mit Kaffee/Kakao gemacht, so hatten wir gegen 14:00 Uhr doch ein wenig Hunger. In dem kleinen Dorf Udbina sind wir dann auch von der A1 abgefahren. Das erste Gasthaus im Dorf war sehr gut besucht. Immer ein gutes Zeichen.
Das ganze Dorf schien sich hier zum Essen versammelt zu haben - und der Eindruck war auch richtig - es war tatsächlich das ganze Dorf hier, um einem gerade verstorbenen die letzte Ehre bei einem Leichenschmaus zu erweisen. Das war nun nicht gerade die Umgebung für eine entspannte Mahlzeit mit ein paar lockeren Gesprächen mit den Einheimischen. Wir sind dann also weiter ins Dorf gefahren und haben auf der anderen Seite des Dorfes eine Trucker-Gaststätte angesteuert.
Jörg hat dann eine kleine Zwischenmahlzeit bestellt - wir hatten inzwischen fast 15:00 Uhr und etwas Hunger war schon vorhanden.
Was soll ich sagen - die Portion war groß - richtig groß. Zusammen mit der Vorsuppe, dem Salat und meinem Sandwich hatten wir echt was zu tun. Dafür war das auch gar nicht so lecker - aber eben reichlich.
Im perfekten Fresskoma sind wir dann wieder auf die Motorräder gestiegen und weitergefahren - Uff - nach dieser Mahlzeit hatten wir uns vorgenommen das Thema Mittag in Zukunft etwas leichter anzugehen.
Im weiteren Verlauf der Fahrt auf der A1 sind wir dann an den Plitvicer Seen vorbeigekommen. Dort sind mir die vielen Touristen aufgefallen - mit dem Ort konnte ich aber zu dem Zeitpunkt noch nichts anfangen.
Gegen 17:30 Uhr sind wir dann in Slunj im Hotel angekommen. Der Parkplatz war recht voll und als wir ankamen, sind auch gerade zwei Busse mit Touristen dort eingetroffen. Das hat uns aber nicht von unserer Routine abgehalten - auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis wir ein Getränk käuflich erwerben konnten.
Killschalterpils:
Jörg hat dann einen pensionierten Kollegen mit dem gleichen medialen Hobby auf Reise getroffen. Die beiden haben dann die Zeit genutzt, ein wenig zu fachsimpeln.
Das Hotel war definitiv auch eine der schöneren Unterkünfte auf der Reise und das Abendessen war richtig lecker - wir hatten nur irgendwie noch nicht wieder so richtig Hunger.
Beim Abendessen haben wir dann die Pläne für Morgen besprochen, wobei uns die Plitvicer Seen ins Auge gefallen sind. Der Nationalpark ist der größte in Kroatien und der älteste in ganz Südeuropa, er wurde 1949 gegründet. Wir kennen den See aus den Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre.
Dort wurde unter anderem der Schatz im Silbersee gedreht. Damit stand ein Ziel des morgigen Tages fest - wir werden uns die Plitvicer Seen anschauen - auch wenn man das zu Fuß machen muss. Ein bisschen Kultur kann nicht schaden.
Und wie immer der Film zum Buch:
Plitvicer Seen - Transfer Slowenien
Heute wollen wir uns mit unseren Stahlrössern auf die Spuren von Old Shatterhand und Winnetou am Silbersee machen. Wir hatten das vorher nicht als einen der Reisefixpunkte geplant - aber nach den Infos, die wir uns gestern über Tante Google herausgesucht haben, waren wir doch neugierig. Ich bin da ehrlich, ich habe in der Regel keine Lust auf lange Fußmärsche. Ich bin Motorradfahrer keine Motorradgeher ...
Aber der Teamkonsenz war - wir schauen uns das an. Dann los.
Zuerst mussten wir ca. 25 km vom Hotel zu den Seen zurückfahren. Auf dem Parkplatz 2 haben wir dann unsere Motorräder abgestellt. Motorräder können einfach an der Schranke vorbeifahren und kostenlos Parken. Die Klamotten werden dann - auch kostenlos - von den Mitarbeitern in einem Container eingeschlossen - toller Service.
Mit 35 € pro Person für eine Tageskarte ist der Eintritt zwar nicht ganz günstig, dafür kann man im Park aber alle Transfermöglichkeiten per Schiff und Bus kostenlos nutzen. Bei den Eindrücken, die wir von unserem Besuch mitgenommen haben, war der Preis vollkommen angemessen.
Aber erst einmal mussten die Karten erworben werden.
Hier eine Übersichtskarte der Seen.
Parkplatz und Eingang waren in der Mitte der Karte mit Entrance 2 beschriftet. Von dort ging es auf einem Fußweg über eine Holzbrücke, die die Hauptstraße überquert. Dann über gefühlte 1.000 Treppenstufen runter zum See. Uff - da müssen wir nachher wieder rauf - Klasse ...
Unten am See sind wir dann zum Anleger für die Fähre gelaufen und haben als Erstes die Fähre von P1 nach P2 genommen. Das Panorama war schon recht vielversprechend und die Farbe der Seen kam einem vage bekannt vor.
Dort haben wir dann die zweite Fähre von P2 nach P3 genommen - einmal quer über den großen See. Die Boote haben einen Elektroantrieb und sind somit wundervoll leise. Mann ist also mit sich, der Natur und 1.000 Fremden allein.
Auf der anderen Seeseite an P3 hat man das auch noch einmal sehr deutlich gemerkt - die zwei folgenden Fotos sind am selben Punkt entstanden - einfach um 180 Grad gedreht.
Das zeigt auch sehr deutlich, dass ein vermittelter Eindruck so lange nicht komplett ist, bis man das vollständige Bild gesehen hat.
Von Punkt P3 aus sind wir dann zu Fuß in Richtung Entrance 1 gegangen - die kleinen blaue Linie über den See und hoch zur Bushaltestelle St1. Oben angekommen hatten wir eine tolle Aussicht auf einen der kleineren Wasserfälle. Es hätte auch noch größere Wasserfälle gegeben - aber da mochte ich nicht ganz hinrennen.
Und ein Making of Panorama-Foto:
Um die Runde komplett zu machen, haben wir den Bustransport von ST1 über St2 nach ST3 - also an das andere Ende der Seen - genommen. Dort sind wir dann einer unser Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen - Stiefelfotos:
Im Film ist noch ein wenig mehr davon zu sehen - aber für den Bericht reicht jetzt eines als Teaser.
Gegen 14:00 Uhr haben wir uns dann auf den Weg in Richtung Slowenien gemacht - wir wollten ja noch ein wenig Motorradfahren - und nicht nur laufen. Wir haben jetzt auch wieder die ganz großen Straßen vermieden und sind auf kleinen Landstraßen unterwegs gewesen. Bei der nächsten Tankpause - als wir abschätzen konnten, wie weit wir wohl kommen werden - haben wir, wie in den letzten Tagen auch, eine Unterkunft auf booking.com gebucht. Diesmal das Hostel Bearlog in Kocevje. Das waren von den Plitvicer Seen ca. 170 km.
Die Straßen in Kroatien waren jetzt OK - aber nicht so richtig toll. Das ist in Slowenien sofort anders gewesen. Dort waren die Straßen in einem sehr guten Zustand. Das Navi hatte uns dann auch gleich auf eine kleine Abkürzung geschickt, die vor einem steilen Wiesenstück endete - da wollten wir nicht weiter.
Wir haben dann noch zwei weitere Versuche benötigt, bis wir wieder auf der Hauptstraße waren - danke Garmin.
In Kocevje sind wir dann gegen 18:00 Uhr angekommen und haben unser Zimmer bezogen. Ein Gemeinschaftszimmer für uns drei mit Bad und Toilette auf dem Flur hatten wir bislang noch nicht. Das Hostel war komplett ausgebucht und alles war sehr neu. Zuerst waren wir ein bisschen skeptisch, dann war es aber eine ruhige Nacht mit einem tollen Frühstück.
Zum Abendessen haben wir dann eine Pizzeria im Ort aufgesucht und uns an die Planung der morgigen Strecke gemacht.
Das morgige Tagesziel soll der Mangart im Grenzgebiet zu Österreich/Italien sein. Das sind nur ca. 200 km. Für den Weg dorthin hat Klaus kleine und kleinste Straßen als Route zusammengestellt.
Und wie immer der Film zum Buch:
Slowenien bis Mangart
Nach einer ruhigen Nacht in dem Hostel und der ungewohnten Nutzung der sehr modernen und sauberen Etagendusche haben wir das Frühstück im Hostel genossen. Wir hatten dabei Gesellschaft durch zwei Busfahrer, die uns noch mehr Infos zu Kocevje gaben. An diesem Ort wurden die Friedensverträge für den Balkan abgeschlossen.
Klaus hat für den heutigen Tag eine Nebenstreckenroute durch Slowenien zusammengestellt - wir wollen dann am Abend in Bovec am Fuß des Mangarts sein und dann Morgen, mit dem Mangart die Fahrt in Richtung Newchurch fortsetzen. Der heutige Tag ist also als Transittag mit schönem Ausgangspunkt für den nächsten Tag geplant.
Aber erst einmal beginnt der Tag mit einem netten Frühstück im Hostel Bearlog.
Die heutige Fahrt durch Slowenien ist von der Motorradstrecke her eines der Highlights der Tour. Wenn ich zwischen dem Tag in Montenegro und dem in Slowenien entscheiden müsste, dann wäre Slowenien leicht vorne. Und das Tolle ist - Slowenien ist viel näher an Deutschland als Montenegro. Mit 300 km ist die heutige Tagesetappe für eine reine Asphaltstrecke nicht zu lang. So haben wir unterwegs wieder ein wenig Zeit für die Aufnahme von schönen Tourfotos.
Hier die Meinung meines Tigers zum Thema Cafe-Racer:
Auch Jörg trägt heute noch einmal mit eine Foto zu unserer Wildrats Imagebroschüre bei.
Die Strecke, die Klaus heute für unsere Navis erstellt hat, ist der Hammer. Toller Asphalt und kleinste Straßen mit super Panorama. Wir haben den ganzen Tag ohne Ende Spaß beim Fahren. Während der Pausen haben wir dann auch noch ein tolles Panorama. Bikerherz - was willst Du mehr.
Je weiter es in Slowenien in Richtung Italien/Österreich ging, umso gebirgiger wurde die Landschaft und umso toller wurden die Straßen und Kurven. Man kann es gar nicht häufig genug sagen - der heutige Tag war ein toller Fahrttag.
Die Wahl des heutigen Hotels war nicht so gut gelungen. Das Hotel ALP in Bovec hat seine besten Zeiten schon hinter sich, wäre noch eine sehr freundliche Beschreibung. Es gab aber wenig Auswahl für diesen Ort in der Nähe des Mangarts auf booking.com. Wir sind dann schon um 15:00 Uhr im Hotel angekommen - und haben unseren Tagesplan geändert.
Wir fahren heute noch auf den Mangart - das Wetter ist genial und wir haben heute noch genug Zeit für die Runde zum Mangart und wieder zurück zum Hotel.
Gegen 16:00 Uhr sind wir am Mangart angekommen - und hatten noch einmal Glück. Um diese Zeit mussten wir auch keine Maut mehr bezahlen. Wir sind dann im besten Sonnenschein den Mangart hochgefahren - und haben die Gelegenheit auch wieder für ein paar Fotos genutzt.
Auf dem Gipfel des Mangart haben wir das perfekte Wetter für eine Reihe von WildRat Routinefotos genutzt - schließlich nehmen wir unsere Dokumentationspflichten sehr ernst.
Das Panorama der Schlucht in Richtung Italien ist immer ein Foto wert.
Und last - Stiefelfoto auf der Tour.
Und noch ein trauriges Foto vom Gipfel - im letzten Jahr habe ich hier mit Pauke und Hank noch ein gemeinsames Gipfelfoto gemacht ... Farewell Pauke.
Wir sind dann wieder nach Bowec zurückgefahren. Vor unserem Hotel am Dorfplatz haben wir zwei KTM 690 mit schweizer Kennzeichen gesehen und die Fahrer angesprochen. Diese waren auch gerade auf Tour und wir haben mit ihnen den Abend beim Benzinreden verbracht.
Ich denke, man kann recht gut erkennen, dass wir an dem Abend viel Spaß zusammen hatten. In Bovec gab es einr lokale Brauerrei mit einem tollen dunklen Bier, das wir ausgiebig probieren mussten.
Der Brauereitest wurde dann am Abend noch im Restaurant und in einer weiteren Bar fortgeführt. Ein toller Abend mit toller Gesellschaft. Biker sind schon ein besonderer Haufen.
Und wie immer der Film zum Buch:
Slowenien - Italien bis Newchurch
Am heutigen Morgen sind wir später dran als normal. Der gestrige Abend war feucht, fröhlich - und ein wenig lang. Wir sind schon lange nicht mehr als Letzte aus einer Kneipe gekommen. Aber das lokale dunkle Bier und die nette Gesellschaft haben den Abend nicht so früh ausklingen lassen.
Erst hat das Frühstück deutlich länger gedauert als normal. Dann mussten wir noch unsere Hausaufgaben von gestern erledigen - sowohl Datensicherung als auch Routenplanung waren noch offen.
Beim Frühstück haben wir noch einen Motorradfahrer kennengelernt, der heute durch Slowenien fahren wollte. Klaus hat dann unsere Route von gestern für ihn umgedreht - und wir haben diese dann auf sein Navi gespielt.
Das Hotel war jetzt kein Highlight der Tour - aber dafür konnten die Motorräder direkt vor den Zimmern geparkt werden - das erfreut das Bikerherz.
Vom Wetter wurden wir auch heute wieder verwöhnt. Perfekter Sonnenschein am Morgen - Klaus hat das schon erst einmal sehr genossen.
Bei perfektem Wetter sind wir also wieder in Richtung Mangart gestartet. Da wir es gestern schon auf den Mangart geschafft hatten, waren wir trotz des späten Starts nicht unter Zeitdruck. Klaus hat eine Route auf Nebenstraßen über Italien in Richtung Österreich erstellt.
Als Triumphfahrer haben wir uns heute ein schönes Tagesziel gesetzt:
Neukirchen am Großvenediger - oder Newchurch wie es Triumphfahrer nennen. Hier fand viele Jahre das größte Triumphtreffen Europas statt, bis es zwischen dem Veranstalter Uli Bree und der neuen Triumph Chefin einen Disput über das Thema Topf und Deckel gegeben hat. Seit dem
heißt das Treffen CoN - Club of Newchurch - und ist nicht mehr Triumph zentriert. Die Besucherzahlen sind meiner Beobachtung nach zurückgegangen - aus meiner Sicht hat sich dadurch die Qualität aber verbessert.
Auf dem Weg dahin liegen der Nassfeldpass und die Großglockner Hochalpenstraße. Fahrerisch lag ein toller Tag vor uns.
Gegen 12:00 Uhr haben wir in Italien, in einem kleinen italienischen Café, eine kurze Espressopause gemacht - originaler geht es nicht. Außerdem eine weitere perfekte Gelegenheit für Fotos.
Nach dieser Pause sollte es wieder auf kleinen Straßen in Richtung Österreich gehen - aber die Straßen in Italien in diese Richtung waren für den Verkehr leider gesperrt. Das hat aber unseren Garminmagier Klaus nicht lange aufgehalten. Er hat zügig eine neue Route erstellt. Wir mussten nur einen kleinen Umweg fahren.
Kurz vor der österreichischen Grenze haben wir dann noch eine Mittagspause eingelegt. Hier haben wir ebenfalls die Gelegenheit für ein paar Fotos genutzt. Viva Italia - wäre noch cooler mit Ducatis ...
Und noch mal ein Foto vom kompletten Team - heute ist ein besonderer Tag - und wer hier jetzt noch nicht drauf kommt - der sieht es spätestens am Abend.
Wir sind dann über die Grenze nach Österreich und den Nassfeldpass in Richtung Großglockner weitergefahren.
Am Fuß des Nassfeldpasses hat Klaus die Maximalreichweite seiner Thruxton erprobt. Plötzlich war der Motor aus. Das ist kein Problem für uns, da sowohl Klaus an seiner Thruxton, als auch ich am Tiger Reservekanister dabei haben. Aber das Glück ist mit den Klugen, wie ich sehr gerne sage.
Als Klaus Motor ausging, konnte er direkt vor die Zapfsäule einer zufällig an der Straße liegenden Tankstelle ausrollen.
Von Heiligenblut aus ging es mit einem schönen Panorama weiter in Richtung Großglockner auf die Hochalpenstraße.
Über die Fahrt am Großglockner könnte ich jetzt einen extra Artikel schreiben. Dieser Pass ist einfach genial - und wir hatten auch an diesem Tag einfach wieder Glück mit dem Wetter. Als Erstes ging es zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Pflichtbesuch!
Und, um den Klassiker vollständig zu machen - Edelweißspitze.
In Newchurch sind wir gegen 18:30 Uhr angekommen und haben im Hotel Prinzgau unser Killschalterpils erbeutet. Tagesfahrt beendet - Abendessen in Sicht.
Ein weiterer Meilenstein auf unserer Tour. Mein treuer Tiger hat heute die 50.000 km erreicht. Das Ganze ohne außergewöhnliche Probleme - danke Tiger.
Der Tag fand einen ruhigen Abschluss beim Italiener im Dorf.
Und wie immer der Film zum Buch:
Trouble in Newchurch - Heimfahrt
Früh am Morgen war die Welt noch in Ordnung. Wir genossen erst einmal ein ausgiebiges Frühstück im Hotel Pinzgau. Auch heute waren das Wetter und das Panorama einfach perfekt für die Heimfahrt. Unser Plan für heute:
- Über kleinen Straßen erst einmal bis etwa Höhe Erfurt.
- Am Sonntag dann weiter auf kleinen Straßen in Richtung Norddeutschland.
Bis vor zwei Jahren waren die TriDays in Newchurch - das größte Triumphtreffen in Europa. Die Veranstaltung ging auf eine Idee von Uli Bree und seinen Freunden zurück, die vor mehr als 10 Jahren ein Motorradtreffen in Deutschland veranstalten wollten.
Dieses konnte aber aufgrund von einer Vielzahl behördlichen Vorgaben, Problemen mit den Anwohnern und der nicht vorhandenen Unterstützung in Deutschland nicht sinnvoll umgesetzt werden.
In der Ortschaft Neukirchen am Großvenediger haben der Fremdenverkehrsverband und die Einwohner ihre Zustimmung signalisiert und in den letzten 10 Jahren ist die Veranstaltung von Jahr zu Jahr immer größer geworden.
Vor zwei Jahren kam es dann zum Eklat zwischen der neuen Geschäftsführung von Triumph Deutschland und Uli Bree.
Die Veranstaltung heißt seit dem Club of Newchurch und ist jetzt markenoffen. Es kommen aber immer noch viele Triumphfahrer nach Newchurch.
Diese Vorbemerkungen werden im weiteren Verlauf des Tages noch wichtig.
Erst einmal haben wir auf der Terrasse des Hotels das Frühstück und das tolle Panorama in Newchurch genossen.
Der Tag sollte dann pünktlich um 9:00 Uhr mit unserer Abfahrt starten - die Motorräder warteten schon.
Das war der Plan - beim Losfahren sprang aber Klaus Thruxton nicht an - auch anschieben hat nicht funktioniert.
Der Anlasser dreht den Motor - aber es bleibt einfach still - keine Zündung. Eine erste Untersuchung ergab, dass es keinen Zündfunken gibt. Die Ursache war aber nicht offensichtlich. Klaus hatte letztes Jahr schon Probleme mit der ECU an seiner anderen Thruxton gehabt - aber eine ECU geht sehr, sehr selten kaputt. Falls es aber die ECU ist, dann sieht es sehr schlecht aus. Wo sollen wir am Samstagmorgen eine ECU herbekommen? Klaus vermutet als Ursache die Zündspule.
Da wir aber in Newchurch waren, hatten wir eine Chance. Es gibt zwar in der Nähe keinen Triumphhändler - aber für das CoN Wochenende gibt es einen Reparaturnotdienst. Die Werkstatt von Julian Schneider im Nachbardorf. Während der TriDays und des CoN kümmert er sich um technische Probleme mit den Motorrädern.
Und da er das auch am Wochenende macht - und nicht auf die Lieferung anderer Händler warten kann - hat er das, was heute nur noch sehr, sehr wenige Händler haben - Ersatzteile vorrätig.
Mit ein bisschen Glück hat er eine Zündspule für eine Thruxton oder eine Rocket ...
Klaus hat sich dann mit Jörg an die Demontage der Thruxton gemacht - und ich bin losgefahren.
Ich kannte die Werkstatt noch von einem Besuch vor 4 Jahren. Da war ich mit meiner Speedy und gebrochenen Speichen dort und Julian konnte mir beim Rädertausch weiterhelfen. Seine Werkstatt ist sehr gut ausgestattet.
Heute hatte ich allerdings Pech - Julian war nicht da. Aber im Schaufenster stand eine Rocket - mit ein bisschen Glück ...
So nah und doch so fern ... Ich habe dann ein bisschen recherchiert - und Julians Mobilnummer gefunden. Er ist auch am Samstag rangegangen - war aber in Wien. Seufz. Ich habe ihm unsere Lage geschildert - und er hat dann probiert, ob er jemanden aus seiner Familie erreichen kann - der könnte dann die Werkstatt aufschließen - und Julian wusste, wo eine Zündspule liegt.
Nach kurzer Zeit rollte dann tatsächlich ein Kollege von Julian vor den Laden. Hammer.
Julian hat seinem Kollegen dann am Telefon erklärt, wo er die Zündspule im Laden findet. Für Insider ist noch ein weiterer Leckerbissen auf dem Foto - mal sehen, wer es herausfindet ...
Nach kurzer Suche hielt ich dann die Zündspule in der Hand - Yeah ... Julian hatte dann noch einigen Fragen zur Maschine und ob sie schon vorher Probleme gemacht hat. Das konnte ich verneinen - wir sind ganz normal mit viel Spaß und Maschinenkraft über den Großglockner gefahren und haben sie am Abend dann ganz normal abgestellt.
Julian hat seinen Kollegen dann noch einmal auf die Suche geschickt und mir noch einen gebrauchten Sensor mitgegeben. Sein Kommentar: Der wäre bei dem Modell hier in den Bergen schon häufiger mal kaputt gegangen.
Siegessicher und gut gelaunt bin ich dann die 5 km zurück zu Hotel gefahren - Mission erfüllt. Die Freude hielt aber nur kurz an - es war die falsche Zündspule. Links die "Alte" Doppelzündspule und recht die "Neue" - MIST.
Eventuell können wir doch noch die Zündspule aus der Rocket bekommen - ansonsten müssen wir bei einem Händler vorstellig werden - und wir sind uns sicher, dass dies jetzt am Samstagmittag nicht mehr funktioniert. Zudem haben wir in den letzten Jahren sehr selten die Erfahrung gemacht, dass ein Händler ein Ersatzteil im Lager hat. Das kann also frühstens am Dienstag beim Händler sein - wo immer das auch ist. DOPPELMIST.
Klaus hat dann probiert, ob wir mit der Zündspule nicht wenigstens EINEN Zündfunken bekommen - vielleicht können wir uns dann irgendwie weiterhelfen. Kurz ausprobiert - immer noch kein Zündfunke - DREIFACHMIST - vielleicht doch die ECU?
Wenn wir jetzt eh nicht weiter können - dann sollten wir wenigstens die ECU einmal prüfen. Dafür hatten wir unser mobiles Büro mit einem entsprechend Programm aufgerüstet. Mal schauen, ob die ECU noch lebt.
COOL - die ECU lebt - und DOPPELCOOL - sie sagt sogar, was ihr nicht passt. Kurzer Blick des IT-Experten an die Mechanikexperten ob der vorherigen Ablehnung seines Vorschlags doch erst mal das Diagnoseprogramm zu probieren.
Davon hatte doch vorhin der Julian geredet, dass da so ein Sensor in den Bergen die hohen Temperaturen unter Last nicht so mag - war das nicht dieser Kurbelwellensensor? - JEPP - ich hatte noch einen Kurbelwellensensor von Julian mitbekommen.
Die Mechaniker machten sich sofort wieder an die Arbeit, der Seitendecken muss ab.
Wir sind dann noch auf ein Detailproblem gestoßen - deshalb so viel Werkzeug am Boden. Klaus hatte für seine Thruxton einen Sturzbügel gebaut - schön, stabil und schlank - mit 55er-Torx. Den hatten wir (noch) nicht dabei. Wieder was gelernt ... Aber wieder hatten wir Glück - wir konnten mit einem Inbus gegengehalten - und dann die Mutter auf der anderen Seite des Sturzbügels losgedreht. Das Glück ist mit den Klugen - wie ich immer gerne sage ...
Gegen 13:00 Uhr waren wir wieder so weit, um einen Startversuch zu probieren. Daumen drücken!
Als der Motor wieder lief, war unsere Glücksgefühle unbeschreiblich - es geht aus eigener Kraft heimwärts - und wir haben das Problem des Tages erfolgreich gelöst. Ein tolles Gefühl. Was jetzt noch anlag, war alles wieder komplett zusammenzubauen, damit wir losfahren können.
Gegen 14:00 Uhr sind wir dann endlich in Newchurch losgekommen.
Wir waren wirklich Glückspilze. An einem Samstag ein notwendiges Ersatzteil für einen Motor zu bekommen, hätte unserer Meinung nach an keinem anderen Ort in Europa funktioniert - nur in Newchurch. CoN 2019 - wir kommen ...
Die Rückfahrt durch Österreich hat sich sehr gezogen. Unsere erste Pause haben wir gegen 16:00 Uhr in Deutschland gemacht und so gegen 19:00 Uhr waren wir in Würzburg. Jetzt hatten wir die Wahl, uns dort ein Hotel zu suchen - und dann am morgigen Sonntag die letzte Etappe in den Norden anzutreten - oder durchzufahren.
Von diesem Punkt aus müssten wir auch Morgen den Tag auf der Autobahn verbringen. Unsere Entscheidung war also weiterzufahren - und den Sonntag dann als Ruhetag zu haben.
Gegen 01:00 Uhr sind wir dann in Nienburg angekommen und haben unsere Abschiedsfotos gemacht.
Team mit Bikes:
WildRats BalkanRun 2018 - 14 Tage - 11 Länder - 8.400 km - Spaßfaktor: unbezahlbar.
Danke Jungs für die geniale Tour.
Und wie immer der Film zum Buch: